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Über Sinn und Unsinn von Listen bezüglich Histamingehalt in Lebensmitteln

18.07.2016
In meinem Buch zum Thema Histamin-Intoleranz stehen auch Rezepte mit Tomaten, Pilzen und Bohnen, weshalb ich von "Ernährungsspezialisten" immer wieder mal negative Rückmeldungen erhalte, da diese ja als verbotene Zutaten in den Listen für Histamingehalt geführt werden. Anscheinend lesen diese nur meine Rezepte aber den wichtigen Informationsteil des Buches lassen sie links liegen.
Höchste Zeit dieses Thema mal ins rechte Licht zu rücken.

 

Übliche Ausgangssituation für Betroffene

Es kursieren im Netz und Fachbüchern unzählige Listen über den Histamingehalt von Lebensmitteln inklusive der Einteilung in gute und böse Zutaten.
Wenn man nun mit der Diagnose Histamin-Intoleranz frisch konfrontiert ist, oder als z. B. Diätberaterin in Ausbildung das Thema Histaminintoleranz
in kurzer Zeit durchnimmt, wird einem mangels weiterer Erfahrung nichts anderes übrig bleiben als die dort veröffentlichten Daten für einen 0815-Patienten als gegeben hinzunehmen.
Dies ist für den Anfang als grobe Richtlinie ja nicht negativ einzuordnen.

 

Warum sind die Listen kritisch zu hinterfragen?

Es gibt viele biogene Amine welche die gleichen Abbauprozesse wie das Histamin durchlaufen und somit die Abbaukapazität welche für das Histamin frei ist schmälern.
Es zeigen sich dann die typischen Histamin-Intoleranz Probleme, aber eventuell ist im aktuellen Fall ein anderes Amin wie z. B. Tyramin dafür verantwortlich.
Was nützt also ein relativ niedriger Histamingehalt laut Liste, wenn das Lebensmittel viele andere Amine enthält. Darum vertragen viele HIT Betroffene z. B. Nüsse schlecht.

Wie sind die Messwerte zustande gekommen und genau welches Produkt wurde analysiert? Klassischer Fall bei den Tomaten: Tomatenmark, Dosentomaten, Tetrapacktomaten, frische Tomaten? Aus unterschiedlichen Gattungen, Anbaugebieten und Reifestadien? Wurde ein sinnvoller Probenumfang (sagen wir mal im mittleren 2-stelligen Bereich) für die Analyse herangezogen, oder ist der Mitarbeiter des Labors schnell zum Kaufmann um die Ecke?

Da Histamin ein Abbauprodukt ist, muss dem Frischegrad, der Herstellungs- und Konservierungsart, der Sauberkeit bei der Herstellung und der Lagerung viel mehr Beachtung geschenkt werden. Gerade bei eingelegten Lebensmitteln, oder den als verboten gekennzeichneten Dosenbohnen, hängt es oftmals von der Zusammensetzung des Sud ab.
Sind Pilze top frisch, oder schon überständig bzw. gefroren? Ging es bei der Käseherstellung nicht so sauber zu, oder ist die Bierzapfanlage nicht gut gewartet, dann steigt die Histaminbelastung massiv. Was nützt Fleisch mit einem anfänglich niedrigen Histamingehalt, wenn es wochenlang abgehangen wird und dabei sogar eine Schimmelschicht bilden darf?

Den 0815-HIT-Patienten gibt es nicht! Die gebräuchliche Diagnose Histamin-Intoleranz ist nur ein Überbegriff für die auftretenden Symptome, das Problem kann aufgrund der Vielzahl biogener Amine weit vielschichtiger sein.

 

Meine nun 9-jährige Erfahrung zu Thema Abweichungen

  • Ich kann frische Tomaten essen (gekauft und kiloweise selbst angebaut), aber Tomatenmark, Dosentomaten und Tetrapacktomaten nicht. Dies deckt sich zu 75% mit der Erfahrung der mir bekannten Histamin-Intoleranten. Nur einmal bei sehr überreifen Tomaten im Italienurlaub gabs leichte Probleme.

  • Emmentaler ist ja was vom Verbotensten überhaupt, aber es gibt einen Produzenten dessen Käse ich in großen Mengen problemlos vertrage.

  • Zitrusfrüchte sind ja auch verboten. Orangen und Grapefruit! gehen gar nicht, aber ich nutze seit Jahren frischen Zitronensaft als Essigersatz im Salat.

  • Getrocknete Linsen und Bohnen sind für mich nicht konsumierbar, Dosenbohnen welche nur in Wasser mit Zucker und Salz eingelegt sind schon.

  • Tiefkühlfisch und sogenannter "Frischfisch" aus dem Supermarkt haut mich um. Meinen im Winter selbst gefangenen Dorsch kann ich nach einem Jahr Tiefkühltruhe problemlos essen.

  • Von Birnen und Melonen bekam ich mehrfach starke Vergiftungserscheinungen mit hohem Fieber, Erbrechen und Schüttelfrost. Kein Histamin, aber schöne Grüße von einem anderen Amin.

  • Top frische Champignons, Pfifferlinge und Kräuterseitlinge stehen bei mir regelmäßig am Speiseplan. Im Gasthaus kann ich keine Pilze essen, da geht es mir schlecht (aufgetaut oder nicht frisch).

  • Schweinfleisch hat in den Listen oftmals eine höheren Histamingehalt als Rindfleisch. Schweinefleisch bekommt man frisch, Rindfleisch hängt teilweise mehrere Wochen, was nicht vorteilhaft ist.

  • Die gleiche Biersorte und -art ist aus der Flasche immer besser verträglich als von der Zapfanlage.

 

Meine Schlussfolgerungen

Ein achtsamer, reinlicher Umgang bei der Herstellung, Lagerung, Zubereitung und hochqualitative Lebensmittel können den Speiseplan für HIT-Betroffene maßgeblich erweitern.

Jeder tickt etwas anders, da muss man einfach bei manchen Lebensmitteln mehrere Lieferanten vorsichtig in kleinen Mengen testen (Histaminblocker griffbereit), wenn man darauf nicht verzichten will.

Wenn es mal schief geht, kann oftmals auch der bereits im Körper vorhandene Histaminspiegel schuld sein und das Lebensmittel ist nur der letzte Tropfen der das Fass zum Überlaufen bringt. Z. B. bei Sonnenbrand ist alles zu viel.

Im Allgemeinen sind HIT-Betroffene zuviel auf die Lebensmittel fixiert und lassen die anderen wichtigen in meinem Buch und Newsarchiv beschriebenen Themen außer Acht.

 

Liebe Betroffene, Ratschläge von Spezialisten sind gut, aber jeder muss seinen ganz persönlichen Umgang mit diesem Thema finden. Der eigene Körper ist immer noch der beste Ratgeber.

Liebe Fachleute, bitte etwas mehr Respekt und Aufgeschlossenheit für die persönlichen Erfahrungen Betroffener wäre oftmals angebracht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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